ELER-Projekt "Begleitmaßnahmen zum Natura 2000 - Informationszentrum Drömling" mit historischen Moordammkulturen und Landnutzungssystemen

Das Vorhaben wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014-2020 (EPLER) aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und des Landes Sachsen-Anhalts gefördert. Die Zuwendungshöhe beträgt 2,8 Mio. €. Das Projekt wurde anfänglich im Herbst 2016 beim Landesverwaltungsamt beantragt und im April 2017 bewilligt. Die Realisierung des Vorhabens hat im Zeitraum Mai 2017 bis Ende 2024 stattgefunden. 

Im Rahmen des Entwicklungsprozesses des Naturparks Drömling zu einem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat ist die geringe Entfernung zur Landesgrenze nach Niedersachsen von besonderer Bedeutung. Die Erweiterung des Großschutzgebietes Drömling auf den niedersächsischen Drömlingsteil bringt den Standort Buchhorst umso mehr in eine zentrale Lage.

Die Landschaft um Buchhorst ist von Moordammkulturen geprägt. Direkt neben dem zukünftigen NATURA 2000 - Informationszentrum Drömling befindet sich auf dem 23 ha großen Landesflurstück ein typisches Beispiel für eine Moordammkultur, die vor allem im 19. Jahrhundert deutschland- und europaweit angelegt wurden. Im Drömling werden sie als Rimpau’sche Moordammkulturen bezeichnet, da der Rittergutbesitzer Rimpau sie ab 1862 im Drömling großflächig einführte.

Durch die enge Verzahnung der Land- und Wasserlebensräume stellen Moordammkulturen für den Artenschutz besonders wertvolle Lebensräume dar. Kartierungsergebnisse zeigen zunehmende Verlandungen und Verbuschungen der Moordammkulturen auf bis hin zum Verlust der besonderen Biotope. Im gesamten Drömling besteht eine hohe Gefährdung für diesen Lebensraumtyp, so dass ein großer Handlungsbedarf für entgegen wirkende Maßnahmen besteht. In ähnlicher Form trifft dies auch auf das Grünland der Moordämme zu, da die Bewirtschaftbarkeit der Flächen direkt von der Be- und Entwässerungsmöglichkeit durch die Moordammgräben abhängig ist.

Zum Teil wurden auf den Moordammkulturen der Lebensraumtyp (LRT) 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“, aber auch Feuchtwiesen kartiert. Der Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) weist für die nasseren Bereiche Entwicklungsmöglichkeiten zum LRT 6410 „Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden“ aus.

Die Moordammkulturen sind neben dem Biotop- und Artenschutz für das Schutzgut Landschaftsbild essentiell, da diese ganz wesentlich die Eigenart des nördlichen Drömlings bestimmen. Aufgrund der zahlreichen Moordammgräben wird der Drömling auch das „Land der 1.000 Gräben“ bezeichnet.

Das bewilligte Vorhaben setzt sich aus zwei Teilprojekten zusammen:

  • Wiederherstellung der historischen Moordammkulturen als Lebensraum und Landschaftselement
  • Schaffung von thematischen Erlebniswegen und Einbindung in das Wegeleitsystem Drömling
     

 

Wiederherstellung der historischen Moordammkulturen als Lebensraum und Landschaftselement

Der Erhalt der Moordammkulturen ist aufgrund des hohen naturschutzfachlichen Wertes und ihrer hohen Gefährdung ein wichtiges Schutzziel in der NSG-VO Ohre Drömling, LSG-VO Drömling und Naturpark-VO Drömling.

Im PEP Drömling sind die Moordammkulturen mit ihren offenen Gräben als Leitbild für die Grünlandbereiche des Drömlings hervorgehoben. Nahe dem zukünftigen NATURA 2000 -Informationszentrums sind insgesamt 6.500 m Moordammgräben vorhanden. Für diese besteht großer Handlungsbedarf, da sich diese vollständig in einem Zustand starker Verlandung mit Röhrichten befinden und teilweise kein Wasser mehr führen.

Ziel dieser Teilmaßnahme ist die Wiederherstellung der Moordammgräben im alten Profil, d.h. die Entschlammung der Gräben und Wiederherstellung des Grabenprofils. Diese Maßnahme wurde bereits von Herbst 2017 bis Frühjahr 2018 weitestgehend durchgeführt. Einige Restarbeiten wurden im Herbst 2018 erledigt.

 

Schaffung von thematischen Erlebniswegen und Einbindung in das Wegeleitsystem Drömling

Ziele dieses Teilprojekts sind:

  • Bereiche der Natur touristisch zugänglich zu machen, insbesondere für das Wandern und Radfahren.   Durch gezielte Besucherlenkung werden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vermieden und gleichzeitig die Schönheit und Eigenart der Naturräume erlebbar gemacht.
  • Besucher über die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenarten sowie den Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu informieren. Projekte des Ökotourismus, die diese Anforderungen erfüllen sollen dabei besonders gefördert werden.
  • Förderung der Anlage von Naturerlebnispfaden und die Durchführung von gezielten Exkursionen für Menschen mit und ohne körperliche und geistliche Beeinträchtigungen.

Insgesamt sollen drei Erlebnisrundwege mit unterschiedlichen Längen und Themen angelegt werden. Die Inhalte des Tourismus- und Vermarktungskonzept Drömling (TVK Drömling) werden u.a. bei der Wegeführung berücksichtigt.

Der Erlebnisweg „Runde zur Kernzone“ ist rund 7 km lang und hat die thematischen Schwerpunkte Moor-, Feuchtwiesen- und Artenschutz. Kernstück des Erlebniswegs ist ein Bohlensteg durch die Kernzone des Böckwitz-Jahrstedter Drömlings.

Der Erlebnisweg „Runde der Moordammkulturen“ ist rund 2 km lang und umrundet die Maßnahmenfläche aus Teilprojekt I. Hier wird die Kleinkammerung der Landschaft der Moordammkulturen in ihrer ursprünglichen Form veranschaulicht.

Der Erlebnisweg „Runde der Kulturlandschaft“ ist rund 5 km lang und thematisiert das Spannungsfeld Naturschutz und Landwirtschaft mit den verschiedenen Nutzungsformen des Grünlands im Drömling.

Entlang der drei Erlebniswege werden umweltpädagogische interaktive Elemente zu verschiedenen Themen und Inhalten installiert, so dass der Besucher auf seiner Wanderung immer wieder etwas Neues lernen kann.

Des Weiteren sieht diese Teilmaßnahme die Errichtung eines Besucherparkplatzes inklusive Busparkplätze und Behinderten-Parkplätze vor sowie die Ertüchtigung der Holzbrücke über den Dolchaugraben, die Errichtung einer Aussichtsplattform, um die Strukturen der Moordammkulturen besser von oben erleben zu können und eine Betonspurbahn neben einem historischen Kopfsteinpflaster insbesondere für Radfahrer. Zudem wurden Sitzbänke und Sitzgruppen zum Verweilen und für Picknicks installiert.